Gut vorbereitet und doch etwas neugierig erwarten die Drittklässler der Hohenau-Schule Herrn Günther Gruber, der mit einer Bufti vom Blindenbund Rosenheim kommt. Sie haben viele Fragen, denn sie können sich nicht vorstellen, wie man den Alltag ohne Augenlicht meistern kann.
„Haben Sie einen Blindenführhund?“ „Warum sind Sie blind?“ „Welche Sportarten betreiben Sie?“ „Wie können Sie sich orientieren?“ „Können Sie Auto fahren?“…
Die Frage nach dem „Warum….?“ beschäftigte sie am meisten.
Günther Gruber erzählt, wie es dazu gekommen war, dass er im Alter von acht Jahren, also im Grundschulalter, erkrankte und nach der notwendigen OP völlig blind erwachte. Das ganze Leben musste umgestellt werden, alltägliche Dinge wurden zum Problem, einiges musste neu erlernt werden. Nach dem Besuch der Blindenschule in München, wo er die „Brailleschrift “ erlernte, war er wieder zu Hause in Kolbermoor, wo er sich auskannte. Seine Freunde und seine Familie trugen dazu bei, dass er gut zurecht kam. Er hatte ja keine Vorstellung, was es heißt blind zu leben.
Als Masseur arbeitete er dann lange in Aibling und konnte mit seinen Händen erfühlen, wo die Probleme der Patienten lagen. In seiner Freizeit geht er auch ohne Begleiter mit seinem Stock am Mangfalldamm spazieren, liebt Bergwanderungen, fährt mit einem Tandemrad und spielt gerne Gitarre.
Mit seiner Begleiterin führt Herr Gruber viele Hilfsmittel, die den Alltag erleichtern, u.a. ein Farberkennungsgerät, eine sprechende Uhr, den weißen Gehstock,…vor und zeigt, wie man in „Braille‘ schreibt. Begeistert probieren Buben und Mädchen einige Dinge mit verbundenen Augen aus, versuchen Geldstücke zu sortieren, „Brailleschrift“ zu lesen und mit dem Stock blind zu gehen. Das Treppensteigen, das für unerfahrene Kinder zu gefährlich ist, macht er natürlich selbst vor.
Trotz aller Hilfsmittel sind in einigen Siuationen Begleiter nötig. Im Haus hat alles seinen festen Platz, denn Ordnung ist für Blinde noch wichtiger als für Schüler.
Bevor er sich verabschiedet spielt Herr Gruber noch ein paar Lieder zum Mitsingen auf der Gitarre.
Unser Dank gilt Günther Gruber, der extra nach Neubeuern gekommen ist und uns einen Einblick in seinen Alltag gewährte und sicher erreicht hat, dass die Schüler in Zukunft mehr Verständnis für Blinde haben werden.
Waltraud Fritsche