HOHENAU-Schule

Projekt: „Zeitung in der Schule“

Die 4a besucht das HPZ – Leben mit Behinderung!

Was verbirgt sich hinter „HPZ“? Welche  Schüler gehen in die „Philipp-Neri-Schule?“ Welche Schwierigkeiten haben die Kinder beim Lernen? Wie schaut ihr Schulalltag aus?

Viele Fragen schießen uns durch den Kopf, als wir, die Klasse 4a der Hohenau-Schule Neubeuern mit unserer Lehrerin Waltraud Fritsche zur Recherche ins HPZ nach Rosenheim fahren. Im Rahmen des Projektes „Zeitung in der Grundschule“ beschäftigen wir uns mit dem Thema „Leben mit Behinderung“.

Mit gemischten Gefühlen betreten einige von uns die Aula der modernen, lichtdurchfluteten Schule, die vor drei Jahren zur Förderung von geistig behinderten Kindern und Jugendlichen neben der Gaborhalle neu gebaut wurde.

Doch was erwartet uns an diesem Vormittag?

Wir werden von der stellvertretenden Rektorin Sabine Späth begrüßt und nach einem kleinen Rundgang in vier Gruppen zur Hospitation eingeteilt. Wie die meisten Schüler orientieren wir uns an Farbbändern am Boden und am Glas, z.B. roter, lila, gelber,….. Gang. Einige dürfen beim Sport (7.Kl.), andere beim Mathematik- und Musikunterricht (5./6.Kl.) zuschauen.
Neugierig verfolgen wir, wie Kinder verschiedenen Alters mit Handicap lernen und zusammenleben. Die Klassen sind viel kleiner als in der Regelschule und außer dem Lehrer sind mehrere Begleiter, wie z.B.  Heilpädagogen oder Kinderpfleger, mit 7-10 Schülern im Raum. So können alle individuell gefördert werden, jeder macht seine eigenen Fortschritte.

In Mathematik fällt uns auf, dass die Kinder einfachere Aufgaben als wir rechnen, diese jedoch gut beherrschen. Einige brauchen einen Computer, damit man sie besser verstehen kann. Das italienische Lied, das die Kinder in Musik lernen, ist zur besseren Verständlichkeit in Lautsprache geschrieben. Im Sportunterricht merken wir, dass viele genauso sportbegeistert sind wie wir. Wir dürfen teilweise mitmachen, haben unseren Spaß und vergessen, dass wir nur zu Besuch sind.

Alle Schüler machen einen fröhlichen Eindruck, fühlen sich in der entspannten, freundlichen

Umgebung wohl. Ganz klar, es gibt keine Noten und kein Kind muss die Klasse wiederholen.

In der ebenerdigen Schule gibt es viel Platz, wenig Lärm, geräumige Zimmer, viel Licht durch die Glasfassaden und Runddachfenster, grüne Innenhöfe und einen gemeinsamen Pausenhof mit der Grundschule Erlenau. Das tut der Seele gut.
Ziele der „Philipp-Neri-Schule“

(Kompetenzzentrum für Bildung und sonderpädagogische Förderung mit heilpädagogischer

Tagesstätte für 3 bis 6-jährige und Schulpflichtige)

  • Die Entwicklung der Kinder zu einer eigenverantwortlichen  und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit steht im Vordergrund. Dies umfasst die gezielte, bedarfsgerechte und individuelle Förderung, Erziehung und Bildung des Kindes. Dabei sollen sich die Angebote pädagogisch und organisatorisch an den Bedürfnissen der Kinder und ihrer Familien orientieren.
  • Integration und Inklusion in die Gesellschaft
  • Ein Begegnungszentrum mit Platz für Feste, Konzerte, Theater, Vereine und Schulklassen.

Nach dem Unterricht erwartet uns der Schulleiter Herr Mathias Bogenberger im Lehrerzimmer. Er erzählt uns, dass es das HPZ in Rosenheim schon seit 40 Jahren gibt. An der Schule sind zurzeit 150 Kinder und Jugendliche ausschließlich mit geistiger Behinderung, d.h. Entwicklungsverzögerungen oder mit emotionalen bzw. sozialen Auffälligkeiten in 18 Klassen (1 – 12) + 2 SVE untergebracht. Insgesamt arbeiten hier 80 Leute.

„Alle fühlen sich wohl im neuen HPZ, vor allem die Kinder“

Gespannt und interessiert stellen wir nun unsere eigenen Fragen:

  • „Wie schreiben Kinder, die zappelige Hände haben?“

Sie benützen schwerere Stifte und schreiben am Computer mit spezieller Tastatur.

  • „Was ist für die Kinder am schlimmsten?“
    Wenn Freundschaften zerbrechen.
  • „Wie anstrengend ist Schule für die Kinder?“
    Sehr anstrengend!  Sie sind oft müde,  weil sie von 7-18 Uhr von zu Hause weg sind.
  • „Welche Probleme haben die Kinder in der Schule am Anfang?“
    Sie lernen alles später und langsamer. Lesen und schreiben lernen sie in 5-6 Jahren oder manchmal gar nicht.
  • „Warum sind sie geistig behindert?“

Größtes Risiko : Geburt  mit Sauerstoffmangel. Dadurch sterben viele Gehirnzellen ab. Genetischer Defekt, Drogen, Alkohol,…

  • „Was lernen die Schüler?“
    Es gibt einen anderen Lehrplan als in der Regelschule. Er gilt nicht für die ganze Klasse, denn für jedes einzelne Kind wird ein extra Lehrplan aus 24 Bereichen vom Lehrer geschrieben.
  • „Wie  kommt ein Kind ins HPZ?“
    Die Eltern können zwischen Regelschule und Förderschule wählen. Jeder muss sich einer Eingangsdiagnostik unterziehen. Nur geistig  Behinderte werden aufgenommen.
  • „Was war Ihr schönstes Erlebnis?“
    Am schönsten war es immer im Schullandheim. Da lernt man die einzelnen Kinder von einer anderen Seite kennen.
  • „Ab wann sollten die Kinder gefördert werden?“
    Die frühe Förderung im Alter von 3 bis 6 ist am wichtigsten.
  • „Warum ist der Unterricht manchmal für die Lehrer anstrengend?“

Einige Kinder laufen herum, z.B. Autisten.

  • „Woher kommen die Schüler? Wer bringt sie?“
    Sie kommen mit Kleinbussen aus dem ganzen Landkreis und der Stadt Rosenheim.
  • „Was machen die Jugendlichen nach dem HPZ?“

75% arbeiten in der Wendelsteinwerkstätte und 20% in einer Förderstätte. Einige üben eine „beschützte“ Beschäftigung aus.

Nun ist noch Zeit für eine Brotzeit und voller  neuer Eindrücke fahren wir weiter zur  Wendelsteinwerkstätte nach Raubling, Obermühl, in der viele ehemalige Schüler des HPZs arbeiten.

 

Herr Buxbaum (Leiter der Werkstätte),  Fr. Wengraf und Fr. Engel-Schimack führen uns herum. Zunächst können wir im Laden bewundern, was alles hergestellt wird. Tolle Sachen!

Die Werkstätte erhält ihre Aufträge von verschiedenen Firmen, teilweise von Designern und sind auch auf Messen in anderen Ländern vertreten. Alle sind in wechselnden Arbeitsbereichen tätig, z.B. In der Wäscherei, Schreinerei,…

Auch wir dürfen etwas ausprobieren: Mit einem Akkuschrauber Schrauben in einen Kochlöffelstiel drehen. Das ist nicht einfach. Da braucht man viel Gefühl!

Im Maschinenraum ist es sehr laut. Die Beschäftigten werden von Schreinern unterstützt, die Maschinen sind besser abgesichert und so ist es noch nie zu einem schweren Unfall gekommen.

 

Nun ist Mittagspause, alle strömen zum Speisesaal. Auch wir beenden unseren Rundgang, ein interessanter Vormittag geht zu Ende, unsere Recherche war erfolgreich. Wir verabschieden uns und machen uns auf den Rückweg.

Wir möchten uns bei allen vom HPZ und von der Wendelsteinwerkstätte bedanken, dass sie sich spontan so viel Zeit genommen und uns so freundlich aufgenommen haben und finden es sehr gut, dass wir diese neue Erfahrung für das Leben machen durften.

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